Für viele Menschen ist die Weihnachtszeit die schönste Zeit im Jahr. Die Wohnung wird festlich geschmückt. Abends zündet man Kerzen an und sitzt vielleicht vor einem gemütliches Kaminfeuer. In den Straßen erleuchten Lichterketten die Häuser und Tannenbäume vor und in den Geschäften tragen zur festlichen Stimmung bei.

Eine Zeit, um sich mit seinen Liebsten zuhause einzukuscheln, Spieleabende zu veranstalten oder Plätzchen zu backen.

Was aber, wenn ein geliebter Mensch gestorben ist? Wenn es vielleicht das erste Weihnachtsfest ohne ihn oder sie ist? Wenn zu dem Schmerz, der ohnehin schon da ist, jetzt noch die Trauer kommt. Dann wirkt die Weihnachtszeit wie ein Verstärker auf unsere Gefühle.

Wenn zu den ganz normalen Erinnerungen nun die Erinnerungen an frühere Adventsabende und Weihnachtsfeiern hinzukommen. Das kann das Gefühl der Einsamkeit und der Trauer noch um ein Vielfaches verstärken. Überall lauern die Erinnerungen an bessere Zeiten. An Dinge, die man gemeinsam unternommen hat, die Sehnsucht nach dem geliebten Menschen bricht mit Macht in den Alltag ein.

Gerade jetzt ist es für Trauerende umso wichtiger, gut mit sich umzugehen, Neues zu erschaffen und Altes zu bewahren.

Ich habe ein paar Tipps niedergeschrieben, die vielleicht hilfreich sein können.

 

1 . Erlaube dir die Trauer zu fühlen.

Ja, gerade jetzt ist die Trauer ganz besonders groß und der geliebte Mensch fehlt an allen Ecken und Enden. Erlaube dir deine Trauer, beschwichtige sie nicht. Schau sie an, ohne sie zu bewerten. Begrüß sie wie einen Freund, der dir beim Heilen helfen möchte.  Sigmund Freud hat gesagt: „Trauerzustände sind keine Krankheit, von der man genesen kann.“  Die Trauer ist Teil deines Lebens, Weinen ist Teil des Heilungsprozesses. Du musst jetzt nicht besonders tapfer sein.

 

2. Such dir Hilfe.

Wenn es dir möglich ist, gehe aktiv auf Freunde zu, sprich mit ihnen darüber, wie es dir  gerade geht. Frag, ob ihr etwas gemeinsam unternehmen könnt. Einen Waldspaziergang, eine Teestunde in einem gemütlichen Café. Und wenn deine Trauer so groß ist, dass du glaubst, es nicht mehr aushalten zu können, dann ist jetzt vielleicht der richtige Zeitpunkt, dir therapeutische Hilfe zu suchen oder dich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen. Und wenn es die Online-Gruppe auf Facebook ist.

 

3. Plane die Weihnachtstage im Voraus

Auch wenn es in der Trauer sehr schwer fällt Pläne zu machen, ist es gerade jetzt wichtig zu wissen, wie du Weihnachten verbringen willst. Wenn du weißt, du bist bei Freunden oder Familie, oder deine Kinder kommen, so wie ihr es immer gehalten habt, dann gibt es ein wenig Sicherheit. Solltest du alleine sein, scheue dich nicht, Freunde anzusprechen ob du mit ihnen feiern kannst. Das sie dich nicht gefragt haben, heißt nicht, dass sie nicht gerne mit dir feiern würden. Vielleicht haben sie sich einfach nicht getraut zu fragen, oder sind davon ausgegangen, dass du schon etwas vorhast.

Plane auch etwas für den ersten und zweiten Feiertag. Gerade in diesen Tagen ist es eher schwierig spontan zu planen, weil viele Menschen in der Weihnachtszeit „verplant“ sind.

 

4. Achte auf deine Grenzen.

Deine Mitmenschen können jetzt eine große Stütze sein. Vielleicht können sie dich, wie oben vorgeschlagen, zu gemeinsamem Aktivitäten ermuntern, aber ganz wichtig, so nett es gemeint ist: Du darfst auch und gerade jetzt auf deine Grenzen achten. Dir ist nicht nach Reden? Du darfst das Tempo und die Art deiner Trauer selbst bestimmen. Du hast einer Verabredung schon zugesagt? Gute Freunde werden Verständnis haben, auch wenn du kurzfristig absagen musst, weil dir einfach nicht danach ist.  Du bist nicht verantwortlich für die Gefühle anderer Menschen.

 

5. Schreibe deine Gedanken auf.

 

Nimm dir ein schönes Buch und fange an deine Gedanken niederzuschreiben. Vollkommen ohne zu werten. Schreibe 10 Minuten am Stück ohne Unterbrechung. Wenn dir nichts einfällt, schreib einfach: Jetzt fällt mir nichts mehr ein, du wirst sehen, bald stellen sich neue Gedanken ein. Das Schreiben hilft deinen Gefühlen Raum zu geben, es weckt Erinnerungen und hält sie lebendig. Und dabei darfst du alles schreiben, was du möchtest, du tust es ja nur für dich und verletzt niemanden. Probiere es aus, du wirst sehen, welche befreiende Wirkung Schreiben haben kann. Vielleicht machst du es zu deiner täglichen Routine.

 

6. Schaffe einen besonderen Ort

Vielleicht hast du schon einen besonderen Platz zum Andenken an deinen geliebten Menschen. Wenn dir danach ist, dekoriere ihn jahreszeitlich, vielleicht mit Zweigen oder Tannenzapfen, die du bei einem Spaziergang gesammelt hast. Vielleicht mit Fotos von früher, die in der Weihnachtszeit entstanden sind.

Eine schöne Idee ist es auch, einen Zweig vom Weihnachtsbaum abzuschneiden und aufs Grab zu bringen. So schaffst du eine ganz besondere Verbindung zu deiner geliebten Person.

 

7. Alt oder neu – du entscheidest

Dein Leben steht durch den Tod der geliebten Person Kopf. Da darfst du dich fragen, ob du vielleicht auch das Weihnachtsfest, wie ihr es bisher gefeiert habt, so weiterführen möchtest. Vielleicht möchtest du ja auch ganz neue Traditionen einführen und dem Trubel und der Geselligkeit entfliehen. Oder du möchtest es eben ganz genau so feiern, wie ihr das schon immer getan habt. Du entscheidest.
Je früher du das Weihnachtsfest und die Feiertage planst, um so sicherer wirst du dich fühlen, weil es eine Struktur gibt. Aber auch hier gilt: Wenn du kurz vorher entscheidest, dass dir etwas anderes besser tun würde, dann darfst du auf dein Bauchgefühl hören.

 

8. Erlaube dir Freude

Ja, auch Freude ist erlaubt, wenn du trauerst. Du darfst dich über schöne Erinnerungen freuen, die auftauchen, du darfst Momente der Leichtigkeit erleben, du darfst deine Trauer auch mal für eine Weile vergessen, auch das ist erlaubt und muss dir kein schlechtes Gewissen machen. Genieße es ohne Schuldgefühle.

 

Ich hoffe, dass dir meine Gedanken zur Weihnachtszeit ein wenig weiterhelfen. Es würde mich sehr freuen, wenn du die Kommentarfunktion des Blogs nutzen würdest um deine Gedanken mit den Leserinnen und Lesern des Blogs und mit mir zu teilen. So können wir uns gegenseitig in dieser herausfordernden Zeit unterstützen.

 

Herzliche Grüße

 

Andrea

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